Die Traditionsgemeinschaft Westfalengeschwader e.V. pflegt die Erinnerung und Kameradschaft des ehemals in Rheine und Hopsten-Dreierwalde beheimateten Luftwaffengeschwaders und ist unser Partner bei der Traditionspflege am Standort.
Traditionsgemeinschaft Westfalengeschwader e.V.
Wir können uns deshalb auf eine kurze Information als Überblick über die Geschichte des Westfalengeschwaders beschränken.Mehr lesen kann man auch unter...
Luftwaffe in RheineLuftwaffenbasis für das Westfalengeschwader
Die Basis des einzigen fliegenden Verbandes der Luftwaffe in Westfalen lag auf dem Areal eines ehemaligen Wehrmachtflugplatzes bei Hopsten - Dreierwalde.
Aufgestellt wurde er als sechster und letzter „schwerer“ Luftangriffsverband unter der Bezeichnung Jagdbombergeschwader 36 im Jahre 1961. Im Jahre 1991 erfolgte die Umbenennung in Jagdgeschwader 72 nach erneutem Rollenwechsel vom Tactical Fighter- (Jäger und Jagdbomber) zum reinen Jagdverband.
Zur Infrastruktur gehörten der Fliegerhorst in Hopsten – Dreierwalde mit einem aufgrund der NATO-Vorgaben räumlich abgesetzten Unterkunftsbereich in der General-Wever-Kaserne in Rheine und einem abgesetzten Munitionslager in Uthuisen, zeitweise unter Einschluss eines Sonderwaffenlagerbereichs. Auf den Jagdbomberhorsten Nörvenich, Büchel und Memmingen lagen die besonders gesicherten und im inneren Bereich unter US-Kontrolle stehenden Atomwaffenlager auf dem Areal der Flugbasis.
An beiden Enden der Startbahn lag je eine Staffel. Der Bau von Schutzbauten für die Flugzeuge (Shelter) erfolgte ab Ende der 60er Jahre. Technische Bereiche gab es an beiden Enden. Im Südbereich lag auch der ehemalige QRA-Bereich (s.u.) für die nukleare Einsatzrotte (QRA=Quick Reaction Alert). Die Einrichtung des QRA-Bereichs Mitte der 60er Jahre war in der lokalen Presse registriert worden und man berichtete von gelb markierten Sperrbereichen und Schießbefehlen für die amerikanischen Bewachungsmannschaften vom Detachment 3 / 50th Tactical Fighter Wing, das die US-Kontrolle nach den Regeln der nuklearen Teilhabe sicherstellte. Link MV Zapfenstreich
Der Flugbetriebsstoff für den QRA-Einsatz und dann auch für das ganze Geschwader wurde in jenen Jahren in 60 Eisenbahnkesselwagen auf dem Bahnhof Mettingen der Tecklenburg Nordbahn bereitgestellt und an einer Station in Uithuisen entnommen. Die MV berichtete über den harten Wachdienst an diesem ausgelagerten Objekt.
Kerosinwache Mettingen Der Anschluss an das NATO-Pipelinenetz dürfte diese Improvisation beendet haben.
Viel Improvisation gab es zu Beginn in der Ära der ersten Jagdbomber REPUBLICAN F 84 F THUNDERSTREAK, die 1961 vom Jagdbombergeschwader 31 in Nörvenich nach dessen Umrüstung auf F 104 G übernommen wurden und im Freien in der „Flightline“ abgestellt werden mussten. Bei den Tiefflugübungen am Himmel der 60er Jahre sind diese Unterschallfligzeuge noch mit ihrer häufig asymmetrischen Beladung mit nur einem Tank unter den Flügeln in Erinnerung. Als letzter Verband der Bundesluftwaffe flog das Jagdbombergeschwader 36 dieses Muster bis 1966. Im Luftwaffenmuseum in Berlin-Gatow ist ein Exemplar mit den Kennungen des Geschwaders aus Rheine/Hopsten ausgestellt.
Es folgte ab 1965 die Umrüstung auf die LOCKHEED F 104 G STARFIGHTER mit kurzer nuklearer Rolle von 1967 bis 1972. Aufgrund einer Entscheidung von Verteidigungsminister Schmidt zur Reduzierung der nuklearen Komponente fiel der Nuklearauftrag relativ früh wieder weg. Der erhöhte Sicherungsaufwand für ein „Sonderwaffen“-Lager außerhalb des Fliegerhorstes im Depot Uthuisen mag neben dem Strategiewechsel zur Flexible Response dabei eine Rolle gespielt haben. Diese F 104 G auf einem Sockel vor dem Gebäude des Traditionsgeschwaders in der Theodor-Blank-Kaserne in Bentlage erinnert an die STARFIGHTER-Ära.
Beim Flugtag 1986 besuchte eine Rotte der letzten im aktiven Jagdbombereinsatz der Luftwaffe stehenden
F 104 G vom Jagdbombergeschwader 34 aus Memmingen den Fliegerhorst Dreierwalde. Sie waren zuletzt noch mit einem lizard-grünen Tarnanstrich versehen worden, der von dem jahrzehntelang gewohnten Bild dieses Musters bei der Luftwaffe abwich.
Mit Zulauf der F 4 F PHANTOM Mitte der 70er Jahre erfolgte eine Erweiterung der Rolle zum Tactical Fighter (Jagdbomber und Gefechtsfeldjäger). Die Kampfwertsteigerung in den 90er Jahren durch ein neues Radar und Luft-Luft-Flugkörper mittlerer Reichweite (AMRAAM) zur Luftzielbekämpfung auf Distanz kompensierte einige Defizite im Luftkampf („Luftverteidigungsdiesel“). 1991 erfolgte nach Wegfall der Jabo-Rolle die Umbenennung in Jagdgeschwader 72
Der Fortbestand des Geschwaders war schon damals nicht mehr gesichert. Investitionen wie der neue Tower von 1998 waren gerade noch erfolgt und verhinderten möglicherweise eine frühere Schließung. 2001 fiel dann doch die Entscheidung zur Auflösung des Geschwaders mit einer befristeten Übergangsrolle als Fluglehrgruppe für die „Europäisierung“ im Rahmen der Ausbildung von F 4-Piloten bis 2005. Diesen Ausbildungsauftrag hatte das Geschwader immer schon wahrgenommen.
Im Dezember 2005 verabschiedete man die letzten F 4 mit einem „Flyout“ und die Schließung der Basis ohne militärische Nachnutzung erfolgte im Juni 2006. Zeitweise war eine Nachnutzung der Basis in Dreierwalde durch das in Bentlage benachbarte Heeresfliegerregiment 15 erwogen worden.
Das Kampfflugzeug F 4 ging bei der Luftwaffe erst im Sommer 2013 in Wittmund beim Jagdgeschwader 71 "Richthofen" endgültig a.D.. Ursprünglich war die ab 1971 bei der Luftwaffe zulaufende PHANTOM nur als Übergangslösung zwischen dem STARFIGHTER und einem neu zu entwickelnden Nachfolger gedacht gewesen und blieb dann doch ca. vier Jahrzehnte im Dienst!
Im Museum Gatow ist auch eine PHANTOM des Westfalengeschwaders zu sehen.
Im Sommer 2009 lud die Interessengemeinschaft ETNP unter Leitung von Jens Schleck noch einmal zu einem letzten Besuch der verlassenen Basis in Dreierwalde ein.
Der neue Tower war erst wenige Jahre vor der Schließung der Basis in Betrieb genommen wurden. In den Hochzeiten des "Kalten Krieges" musste der kleinere Tower im Hintergrund genügen.
Vom Tower aus bot sich ein eindrucksvolles Blick auf die Startbahn mit dem Hintergrund der letzten Ausläufer des Teutoburger Waldes. Der Panoramablick wurde aus drei Fotos zusammengeschnitten.
Ein Blick nach rechts rückt einen der "Taxiways" zu einem Schutzbautenkomplex ins Bild.
Die Shelter stehen leer...
... und die Start- und Landebahn ist ohne Funktion.
Hier finden keine "Briefings" mehr statt.
Ein letzter Blick vom Tower auf die verlassene Bahn Richtung Süden
Luftwaffenthemen bei MV Zapfenstreich
Fotos: Dreifke